Kinderlärm bei Veranstaltungen... bin ich zu untolerant?

[Badeverixe]

Hallo liebe Beauties,

ich würde einfach mal gern eure Meinung erfragen, da ich gerade von mir selber nicht weiß, ob ich zu untolerant bin, was Kinderlärm angeht.

Hintergrund ist folgender: gestern bekam mein Mann nach erfolgreichem Studium sein Diplom ausgehändigt und in dem Saal, in dem die Übergabe mit allen Absolventen stattfand, waren hinten auch Familien mit Kindern (in Summe 3 Stück, so um die 3 - 5 Jahre). Diese 3 Kinder haben ein dermaßenes Spektakel an den Tag gelegt, dass man von den Rednern, die den Absolventen gratuliert haben, so gut wie nix verstehen konnte. Und man konnte deutlich hören, dass wenn das Umfeld Psst zu den Kindern sagte, diese extra noch einen Zahn an Lärm draufgelegt haben .

Ich hab mich echt geärgert, weil ich es unmöglich finde, dass 100 Leute nix verstehen können, weil 3 unerzogene Blagen so einen Radau veranstaltet haben. Ist das heute normal, dass man Kindern nicht klar machen kann, dass man bei manchen Events nicht Fangen spielt und zur Not den Raum mit Rücksicht auf die anderen verlässt?

Ich bin noch als Kirchengängerkind erzogen und daher war für mich von klein auf klar, dass es Momente gibt, wo ich mich ca. 60 min mal still zu verhalten habe. Daher frage ich mich, warum es anscheinend bei vielen nicht möglich ist, die Kinder mal für eine absehbare Zeit im Zaum zu halten. Liegt das daran, dass man Kinder sich heute selbst verwirklichen lassen möchte? Ich kann es nicht nachvollziehen und ich hab auch eine Stieftochter, die noch Kind war, als ich sie kennenlernte, bin also nicht komplett Erziehungserfahrungslos.

Mag sein, dass ich mich jetzt gerade sehr unbeliebt mache, aber für mich gibts einfach Anlässe im Leben, bei denen Kinder nicht mal das Regime übernehmen sollten oder bin ich komplett verpeilt?

[nyx]

ich kenn das aus der kirche.... zb an konfirmationen oder hochzeiten. wenn die kids nicht still sitzen und rumnerven stehen die mütter in der regel auf und gehen mit denen raus.

eigentlich sollte man das auch an so einer veranstaltung erwarten.

[Sophie]

Ich finde es auch sehr schade, wenn kleine Kinder zu für sie langweiligen Anlässen, in denen man eigentlich nur geschimpft bekommt mitmüssen, allerdings kann ich dir aus Sicht einer Mutter mit sehr lebendigem Kleinkind sagen, dass es oft leider nicht anders geht und man sein Kind mitnehmen muss.

Die Erziehungswerte aus deiner Kindheit auf andere umzulegen funktioniert nicht, die Zeiten haben sich geändert und wahrscheinlich gab es auch damals Kinder, die nicht so anpassungsfähig waren.

Das soll jetzt kein Totschlagargument sein, aber du hast wohl kein Kind, denn es ist so gut wie unmöglich ein Kleinkind "im Zaum" zu halten wie du schreibst.

Klar, ich persönlich würde einfach den Raum verlassen, weil ich den Stress für mich und mein Kind nicht möchte, aber wer bin ich anderen vorzuschreiben wann sie wo sein dürfen.

[mumpitz]

Ich bin ganz bei Dir, Badeverixe.

Lebendig und unerzogen sind für mich zwei verschiedene Dinge, die nur allzu gern in einen Topf geworfen werden.

[SiGuenther]

Wir hatten Weihnachten auch mal so einen kleinen Radauler in der Kirche. Irgendwann nahm die Mama ihn dann auf den Arm und trug ihn raus, und ein Herr dahinter seufzte ziemlich laut: "Der hat's gut!"

Da haben alle oberen Ränge gegiggelt, das dachte wohl jeder

[Exuser53]

Mal vorweg "Blagen" finde ich genauso schlimm als würde mich jemand "Schl***pe" nennen

Und ich kann mich Sophie nur anschließen. Die Zeiten haben sich geändert. Rohrstock und harte Erziehung sind nicht mehr up to Date um seine Kinder ruhig zu stellen und zu erziehen. Und es gibt Kleinkinder die machen was man sagt, aber dann auch wiederum die ganz normalen Kinder eben, für die es langweilig ist, wenn große Menschen lange langeweilige Vorträge halten.

Es liegt aber auch viel an den Erwachsenen.

[mumpitz]

Ich behaupte sogar: Es liegt alles an den Erwachsenen (Eltern, Umfeld).

[Dufte Biene]

Ich verstehe dich sehr gut.
Deshalb gehe ich mit meinen beiden Kindern (4 + 2 J.) auch kaum noch irgendwo hin.
Denn die beiden - vor allem aber meine Tochter, mein Sohn ist mit seinen 2 J. ja eher Mitläufer u. Nachahmer - können auch so schlimm sein. Selbst wenn das niemand glauben mag und gerne vorschnell Versagen in der Erziehung vorwirft, es hilft bei den beiden keine Ermahnung, keine Erklärung, gar nichts hilft. Evtl. wenn eine fremde Person ihnen etwas sagt, aber auch nur dann kurzzeitig.
Meine Tochter ist erziehungsresistent, wie ich es nenne. Ich habe sie weder lockerer erzogen als mein beiden großen Kinder noch wurde sie verwöhnt.
Deshalb bin ich absolut am Ende mit meinem Erziehungslatein und vermeide so gut es geht die Öffentlichkeit.
Natürlich hat Sophie recht, je nach Alter kann man Kleinkinder eben nicht unbedingt lange Zeit ruhig halten. Aber ab einem gewissen Alter sind auch Kinder fähig, zu verstehen, worauf es ankommt.

[Bolonkafreundin]

Ich kann deinen Ärger gut verstehen und stimme dir vollkommen überein. Entweder waren diese Kinder "schlecht erzogen" - natürlich Schuld der Eltern oder es war derartig langweilig für die Kinder, dass man sie hätte nicht mitnehmen dürfen oder eben mal rausgehen.

Ich kenn dieses Phänomen aber auch aus dem Krankenhaus, in dem ich arbeite. Da rennen die Kinder lautstark über die Station und die Eltern sitzen da, quatschen und kümmern sich gar nicht um ihre Sprößlinge. Dass da kranke Menschen in den Zimmern liegen, stört sie gar nicht (aber wehe, ihr Angehöriger liegt da und wird gestört). Letztens hörte ich sogar, dass eine Mutter zu ihrem Kind sagte: Wenn du gleich nicht leise bist, kommt gleich die Krankenschwester und schimpft mit dir...!

LG Anja

[Sophie]

Aber mal ein wenig OT @Dufte Biene, warum gehtst du mit deinen Kindern nirgends mehr hin? Kinder haben auch ein REcht auf einen Platz in unserer Gesellschaft. Ich kann auch nicht alle bitte daheim zu bleiben, die für mich nicht schön anzusehen sind, deren Duft ich nicht leiden kann, etc...

Ich kann dir nur sagen, dass es bei meinem Sohn (27 Monate) sehr gut ist, wenn ich ihn schon ein paar TAge auf etwas vorbereite. ZB erkläre, aufzeichne, ein Lied zu dem Thema erfinde und auch das gewünschte Verhalten näher bringe. Quasi ihn als wichtigen Teil dieser Veranstaltung coache. Verstehst du was ich meine. Klar, 2 Stunden würde er nicht in einer zB Kirche sitzen, aber das würde ich in dem Alter auch nicht verlangen.