Charlotte Roche »Schoßgebete«

[Morrigan]

Sie war gestern bei Markus Lanz. Hat's jemand gesehen?

Es hat mich sehr berührt, da sie über den Unfall gesprochen hatte, bei dem ihre Brüder gestorben sind.

Ich kenne ihre Bücher nicht und habe ihr Leben auch nie sonderlich verfolgt, deswegen hat's ein paar Sekunden gedauert, bis ich wusste, worüber sie spricht.

[astama]

Ja, ich habe es auch gesehen, und es ging mir ähnlich. Diesen Schicksalsschlag kann man sicher nie verarbeiten, zumal sie sich auch irgendwie schuldig daran fühlt, weil sie ihretwegen - ihr Brautkleid war so ausladend geworden, daß man es nicht im Flugzeug mitnehmen konnte - mit dem Auto gefahren sind. Und ich verstehe auch, daß sie selbst entscheiden wollte, wann und wie sie darüber spricht, als es irgendwelchen Medien zu überlassen.

[Peppermintpatty]

Ich habe die Sendung nicht gesehen, aber diesen Artikel dazu gelesen:
http://www.stern.de/kultur/buecher/c...ppet-aufmacher

[mumpitz]

Wie bereits geschrieben: Ich finde PR-bedingten Seelenstriptease peinlich.

[sundance]

Ich mag es auch nicht wenn jemand sich öffentlich zu sehr öffnet aber möglicherweise ist das, nach so einer furchtbaren Tragödie, ein Weg der Verarbeitung.

Ansonsten bin ich unberührt was die Bücher betrifft, hab noch keins gelesen, spricht mich nicht besonders an. Kann daher auch nicht beurteilen ob Literatur oder seicht-gähn. Und Tipps für den fortgeschrittenen Umgang mit dem anderen Geschlecht benötige ich auch nicht.

Ich hab aber ein paar Folgen der Sendereihe, wo sie diverse Berufsgruppen begleitete, gesehen. Fand es mutig dass sie beim Leichenwaschen mitgemacht hat aber fand ihre Art zu reden ein bisschen zu jung und mädi für jemand der 30 ist.

lg
sundance

[Exuser31]

Lanz habe ich jetzt zwar nicht gesehen, aber den Stern-Artikel dazu finde ich trotzdem dämlich. Der soll mir doch nur suggerieren, was der Autor sich so gedacht hat. Aber genau das will ich von einem Presse-Fuzzi nicht wissen. Der soll mir Fakten liefern, ohne sein Geschmalze dazu.

Die Schoßgebete kann ich dank Janne gerade lesen. Gut, wer sich an Worten wie Sack und Eier stört für den ist das Buch nichts, wer nur auf Sauber*** steht, für den ist das Buch vielleicht auch nichts.

Ich bin noch nicht durch, aber bisher habe ich noch nichts wirklich Schlimmes gelesen. Ich würde bestimmte Vokabeln nicht verwenden, aber schockieren tun die mich eher, wenn ich die aus dem Munde halbwüchsiger Kinder höre oder mir vorstelle, dass manches davon 16jährige Mädchen (legal, legal) mit einem 40jährigen Politiker zwei Tage lang in einem Hotel treiben.

Die erzählten Geschichten in diesem Buch, da gebe ich Janne recht, sind gut. Mir gefällt der Schreibstil - trotz des vielen ***uellen Gerödels und der Traumaverarbeitung empfinde ich den als sehr frisch. Ich freue mich auf den Rest des Buches und werde mich danach wohl an Feuchtgebiete machen. Das soll zwar völlig anders sein, aber den Vergleich will ich jetzt selbst lesen!

[Exuser32]

Sehr clever, wie man mit so etwas viel Geld verdienen kann.

Kaum einer findet die Bücher wirklich gut, die meisten Leser finden sie im Grunde nicht lesenswert, die Kritiken bei Amazon.de sind dementsprechend schlecht aber die Verkaufszahlen dennoch hoch.

Ist das eine Art von Herdentrieb, dass man ein Buch kaufen muss(und viele lesen nur die ersten Seiten, dann reichts ihnen schon), nur weil die Presse ständig darüber berichtet?

[Exuser66]

Wie schon gesagt, ich finde die Bücher richtig gut. Ich finde sie unterbewertet, wenn man sie dauernd auf diese ***nummer reduziert. Scheint auch so, als wenn viele Leser gar nicht die Stellen "dazwischen" lesen, sondern das Buch quasi nur scrollen auf der Suche nach dem nächsten Skandal.

[la tanja]

Gut, wer sich an Worten wie Sack und Eier stört für den ist das Buch nichts, wer nur auf Sauber*** steht, für den ist das Buch vielleicht auch nichts.

Sehe ich auch so. Hauptsache, alle singen bei "Finger im Po, Mexiko" mit - aber wenn Charlotte darueber schreibt, dann ist es baeh.

[paulinka]

Ich finde die ***szenen im aktuellen Buch übrigens ziemlich banal.

Ansonsten bin ich zwiespältig. Es ist sicher kein literarisches Werk, das man gelesen haben muss. Der Stil ist öde, die Dialoge so hölzern, dass ich manchmal drüber weglesen musste.
Das Buch kann sich m.E. nicht entscheiden, was es sein will: eine Autobiografie von Frau Roche, eine eher essayistische Streitschrift gegen Bild und Alice Schwarzer, ein Roman?

Schon die Ausgangsthese *** = Freiheit vom quälenden Ich wackelt für mich, denn wo ist die Freiheit, wenn man "es" a) tut um nicht verlassen zu werden und aus Angst vor dem Dreier mit der Prostituierten Durchfall bekommt b) sich dabei ständig analysiert bzw. sich dabei mit den Augen der eigenen Mutter bzw. denen von Alice Schwarzer betrachtet?

Dramaturgisch holpert die Geschichte hinten und vorne, und ausgerechnet da, wo es berührend wird (nämlich nach dem Unfall, als es um sie und ihre Mutter geht), bricht sie ab und fällt wieder in ihre zwanghafte Selbstbespiegelung zurück.
Die Fadenwurmgeschichte hat überhaupt keine Funktion, die musste wohl rein, damit bissel was Ekliges dabei ist.
Kein Manuskript eines Nicht-Promis hätte so das Lektorat von Piper passiert (schätze ich).

Allerdings kann ich nicht leugnen, dass ich es stellenweise mit großer Betroffenheit und nicht ohne Mitgefühl gelesen habe, denn der Unfall war grausam und die Hypothek, die sie trägt, ist schwer.

Sie selbst ist mir etwas näher gerückt, aber ihre Art, diese Tragödie unreflektiert in die Welt zu tragen, übrigens auch gegen den ausdrücklichen Wunsch ihrer Therapeutin, ist mir durch die Lektüre und das Interview bei Lanz noch unverständlicher geworden.