Strafverteidiger müssen sich nicht emotional darauf einlassen, es ist eine juristische Arbeit, die immer die rechtlichen Gesichtspunkte vor Augen hat.
Das zu prüfen ist Aufgabe des Rechtsanwalts, keine emotionale Verbrüderung. Der Verteidiger ist doch nicht Freund oder Komplize des Angeklagten.
Es werden eben rechtliche Fragestellungen abgearbeitet. Dass man die Tat moralisch schrecklich findet ändert nichts daran, dass man seine Arbeit nicht abfrühstücken könnte. Es ist auch ein Märchen, dass der Verteidiger auf Biegen und Brechen den gemeingefährlichen Psychopathen raushauen will. Meist erschöpft sich die Arbeit darin ein faires Strafmaß zu erzielen und die Rechte wie z.B. rechtliches Gehör zu wahren, damit der Sachverhalt auch wirklich aufgeklärt werden kann.
Dem Angeklagten sitzen Profis von der Staatsanwaltschaft und dem Gericht gegenüber. Da braucht es jemanden, der auch die Interessen des Angeklagten wahrt. Wenn man sich als Anwalt seiner Position bewusst ist funktioniert das in der Regel. Schon in der Ausbildung wirst du als Jurist mit Fällen konfrontiert, die brutal und hässlich sind, allerdings muss man sich da auf die rechtlichen Fragestellungen beschränken. Das lernt man und niemand ist deshalb weniger mitfühlend.
Du kannst weder als Richter noch als Staatsanwalt noch als Rechtsanwalt die Welt retten, es gibt sicher immer wieder Erfolgserlebnisse, aber man muss auch aushalten können, dass dies eben oft nicht der Fall ist, und dass es unvorstellbare Taten gibt mit denen unsere Gesellschaft trotzdem zivilisiert umgehen muss, so bedauerlich das auch ist.