Katar

[Maja]

Wobei ich auch finde, dass die Jahreszeit dem Boykott auch entgegen kommt. Im Sommer wäre ein Boykott wahrscheinlich schwieriger, man ist viel draußen, die Spiele würde überall übertragen werden, man hätte Zeit. Es würde eine Eigendynamik bekommen. Ende November und Dezember sind die meisten im Stress, beruflich und/oder privat. Wenn man jetzt nicht wirklich hardcore Fan ist, gibt es wahrscheinlich nicht viel Grund, sich mit den Spielen zu beschäftigen.

[Gästin]

Hm, eigentlich fände ich die Zeit zum Fußballgucken ganz praktisch, eben weil man im Herbst/Winter mehr drinnen ist. Ich gucke Fußball auch lieber allein oder in einer kleineren Gruppe, weil mir das z. T. unerträgliche Gemotze auf den Keks geht.

Ich war heute in der Buchhandlung und die Buchhändlerin erzählte, dass Fanartikel dieses Jahr kaum verkauft würden. Die hatten auch nicht viel da.

[Luna Chiara]

Das das Opfer, für Menschen die die WM nur als Event sehen und keine wahren Fußballfans sind, nicht ganz so groß ist, wie für richtige Fans ist wahr. Trotz allem muss ich sagen, dass ich die WM und den Hype drumherum sehr gerne mag. Wobei ich, wenn man sich die Themen der Welt gerade anschaut diesen Hype auch als unangebracht empfinde.
Ich muss aber sagen, ich feiere echt unseren Ü80 Nachbarn, der mal von sich aus meinte, wir hatten im Sommer eine tolle WM und das was jetzt kommt braucht keiner. Finde ich mega, zumal er absoluter Fußballfan ist und sich sonst kein Spiel entgehen lässt.

Sport ist eben schon politisch, es ist vielleicht was anderes, wenn man die Leistung einer einzelnen Mannschaft bewertet. Aber Austragungsorte haben doch immer einen politischen & wirtschaftlichen Hintergrund.
Und vielleicht hat man als Bürger oder Konsument wenig Möglichkeiten Einfluss darauf zu nehmen, wer Geldgeber sind, wo produziert wird, aber als Zuschauer zuhause mit allen Freiheiten haben wir doch eine Wahl.

Für die Firma haben wir dieses Jahr auch keine Werbepräsent diesbezüglich dieses Jahr gemacht und ich glaube auch, dass man da als Firma das komplett falsche Statement setzten würde. Das hat auch nichts mit Schick, Trend was auch immer zu tun. Ich glaube die meisten waren auch mit der Entscheidung Habecks Katar beim Thema Gas um Hilfe zu bitten sehr unglücklich.

Katar sponsort den FC Bayern schon seit 2018, da hätte man schon damals mit Boykott anfangen müssen.
Katar hält Anteile an VW - kauft deswegen jemand kein Auto mehr von VW?

Das meine ich mit, es ist jetzt schick (mir fiel kein besseres Wort ein), Katar hinsichtlich der WM zu boykottieren, aber an sich ist das ja nur die Spitze des Eisberges.
Natürlich lässt sich eine WM nun einfacher boykottieren, aber ob das was nutzt wenn man an anderer Stelle weiterhin zum Wohlstand des Landes beiträgt?
Und ich denke, ich würde auch lieber "nur" eine WM boykottieren als zu frieren, und wäre dann doch ganz froh über das Gas aus Katar.

Ich finde es grundsätzlich sehr schwierig, gerade in Sachen Energie sind wir von diversen Ländern abhängig, die nicht Vorreiter bei Menschenrechten etc. sind.

[zebra1971]

Da kann ich nur sagen: kein Auto, keine Reise, kein Gas und kein Fußball aus oder in solchen Ländern.
Natürlich hab ich auch keinen Überblick, wo noch überall Beteiligungen sind, versuche da aber klar zu sein, wenn es mir auffällt.

Zb reise ich schon ewig nicht mehr in Länder, in denen die Scharia gilt, Menschenrechte nichts wert sind oder auch nicht in die Türkei.

[Gästin]

Ja, zebra, da bin ich deiner Meinung.

Mich macht das Gas aus Katar allerdings auch nicht froh. Aber solche Konstellationen können ja nicht bedeuten, dass man den Mund nicht mehr zum Protest aufmachen darf. Das tue ich ja auch im eigenen Land, wenn mir was nicht gefällt. Schick finde ich daran nichts, eher das Wahrnehmen von Möglichkeiten.

[Adrienne]

Katar sponsort den FC Bayern schon seit 2018, da hätte man schon damals mit Boykott anfangen müssen.
Katar hält Anteile an VW - kauft deswegen jemand kein Auto mehr von VW?

Aber das ist ja mit allem so. Vor allem auch zum Thema Klimaschutz. Eigentlich müßte man da alles und jedes aus seinem Leben abschaffen, wenn man in allem und jedem gegenüber menschenrechtlich, klimatechnisch etc. handeln will.
Handeln kann ich nur hier und jetzt aktuell.

Aber das ist auch wie mit allem, was ist hier Boykott und was einfach nur Desinteresse? Wie hier viele schrieben, wen Fußball wenig interessiert, der verzichtet ja nicht. Genauso wie z.B. beim Klimaschutz das Thema Kreuzfahrtschiffe: Wenn ich so oder so nie mit dem Schiff fahre, brauch ich da auch nichts zu boykottieren.
Auch z.B. das Thema Klamotten von H&M, Primark etc. Was da gekauft wird, in Ländern wie Bangladesh hergestellt. Glaubt wirklich jemand, das wäre unter fairen Bedingungen hergestellt?

Ich kann die Aufrufe von Boykott der Spieler auch nur bedingt nachvollziehen. Da sind junge Menschen, die ihr Leben lang trainiert haben und nun die Chance haben, (erstmals) an der WM zu spielen.
Da kann ich nachvollziehen, dass die da trotzdem spielen wollen.
Wenn ich da mich und meinen Sohn sehe und da vielleicht mal in einer ähnlichen Situation sein sollte und da dann mein Kind sehen würde (nicht Fußball, aber ein anderer Leistungssport), würde ich trotzdem sagen, geh hin.
Wenn man nicht betroffen ist, ist es halt immer einfach.

[Maja]

Ich finde ja, wenn schon ein Teil der Event-Fans weg bricht, ist doch schon einiges gewonnen. Zumal bei einigen zuhause das ja jetzt doch ein Thema ist. Bei uns ist es im Bekanntenkreis etwas Klischeehaft, die Männer sind Fans die Frauen sagen "WM hier zuhause nein!" Deswegen würde ich Boykott und Desinteresse an dieser Stelle nicht gleich setzen. Bei Events entsteht ja einfach diese Dynamik, bei der man mitgerissen wird. Es reicht doch schon, wenn die ausbleibt Meine Hoffnung wäre ja, das auch in anderen Ländern der Welt diese Diskussionen geführt werden, allerdings setze ich da nicht so viel Vertrauen rein.

Und auch als nicht Fan, der jetzt jedes Spiel schaut, hat man sich sonst auch auf die WM gefreut oder war wenigstens dem ganzen offen gegenüber. Zwischen Fan und Desinteresse gibt es noch eine sehr große Spanne.

Das Katar das alles egal sein wird ist auch klar, aber vielleicht ist es den Werbepartnern nicht ganz egal. Oder vielleicht überlegen sie in Zukunft eher, wo sie werben und das der Ort des Werbens nun mal auch ein Statement ist. In diesem Jahr ein Teil der WM zu sein ist nichts worauf man stolz sein kann.

[Adrienne]

Ich denke ja, weltweit gesehen werden die ihre Stadien so oder so voll bekommen.

[Gästin]

Nee, nur weil man betroffen ist, ist es nicht einfach. Wenn man nicht betroffen ist, müsste man sich gar nicht auseinandersetzen, es könnte einem völlig egal sein. Aber trotzdem sehen Nichtbetroffene Ungerechtigkeit, Unmenschlichkeit, Missachtung und statt nicht zu denken, wird hingeguckt und angesprochen. Richtig so.

[Adrienne]

Nee, nur weil man betroffen ist, ist es nicht einfach. Wenn man nicht betroffen ist, müsste man sich gar nicht auseinandersetzen, es könnte einem völlig egal sein. Aber trotzdem sehen Nichtbetroffene Ungerechtigkeit, Unmenschlichkeit, Missachtung und statt nicht zu denken, wird hingeguckt und angesprochen. Richtig so.

Das ist richtig, hat aber nichts mit dem zu tun, was ich geschrieben habe.
Also nur, falls Du das auf mich beziehst.

Vielleicht sollten wir mal den Begriff Boykott definieren.

https://de.wiktionary.org/wiki/boykottieren
Bedeutungen:
[1] organisiertes Isolieren einer Person, einer Gruppe, einer Firma oder eines Landes durch Unterlassen von Handel und Kontakt, um Druck auf die Gruppe auszuüben
[2] die Verweigerung der Teilnahme an einer Veranstaltung, zu der man eingeladen ist, um einer Form von Protest Ausdruck zu geben. (Wahlboykott, Boykott der olympischen Spiele durch Amerika und Russland)


Etwas verwerflich finden und dies öffentlich anzusprechen oder anzuprangern, ist kein Boykott.