Hyperosmie

[Beautybuendel]

Schon seit Wochen möchte ich diesen Thread eröffnen - nun war es schon in einem anderen Faden hier Thema (wenngleich ich überzeugt davon bin, dass es dort keinesfalls um die pathologische Variante geht).

Mein Leidensdruck wird immer schlimmer - ich leide nämlich an ausgeprägter Hyperosmie. Dabei nimmt man nimmt Gerüche extrem stark wahr, die Riechsinneszellen eines Betroffenen reagiert übermäßig stark auf Geruchsreize. Jedweder Duftstoff, angenehm oder eklig, wird deutlich intensiver wahrgenommen.

Das schränkt mich im Alltag inzwischen wirklich ein. Da ich seit zwei Jahren Nichtraucherin bin, hat sich das Krankheitsbild verschlechtert. Es führt dazu, dass ich mehrmals am Tag Müll rausstelle, bzw. gar keinen Müll mehr in der Wohung habe. Keine Blumen, alles ohne Duftstoffe. Ich kann kaum Fenster nach vorne öffnen, da wir ja in der Fußgängerzone wohnen und ich alle Gerüche der Menschen (Parfum, Schweiß, Talg, usw.) dann in unseren Zimmern wahrnehme.

Ich rieche die Kopfhaut meiner Kollegin am Schreibtisch gegenüber ich rieche den entzündeten Zahn des Chefs. Ich rieche die Blumen der Sekretärin drei Zimmer weiter (ohne sie gesehen zu haben). Im Bürgerbüro rieche ich die Füße des Beamten und im Restaurant den Hautgeruch des Kellners.

Um ehrlich zu sein leide ich inzwischen wirklich. Der Arzt sagt, ich muss damit irgendwie leben, es gibt keine Therapie. Es wird natürlich durch meinen Hygienezwang verschlechtert, bzw. triggert sich gegenseitig. Wenn ich alles rieche, nehme ich alles wahr. Das Auto riecht muffig und ich muss ne intensive Innenreinigung machen. Die Sofadecke riecht nach einem Tag nicht mehr frisch gewaschen, sie muss in die Wäsche. Und und und.

Kennt Ihr das Krankheitsbild?

[Gästin]

Ja, ich hatte das selber - ziemlich ausgeprägt. Bei mir hat sich das nach den Wechseljahren deutlich verbessert. Ich rieche immer noch anders als andere, aber ich finde es nur noch selten belastend.
Ich war in dem anderen thread etwas empört wie mit den entsprechenden Aussagen umgegangen wurde und finde auch deinen Kommentar dazu unpassend.

[Beautybuendel]

Danke für die Rückmeldung.

Ich kann nur schwer glauben, dass jemand, der sich so intensiv mit vielfachen Düften umgibt (Lenor in dreifacher Variation, Wäsche extra im Schlafzimmer trocknen, zigfaches Eincremen mit verschiedenen Düften, Seren mit Parfum pimpt, Zustand der Wohnung nach eigenem Beschreiben) diese Form der pathologischen Erkrankung hat.

Dadurch, dass man so extrem riecht, vermeidet man doch eher den Overload, würde ich denken.

Ich habe gestern Blumen geschenkt bekommen (von Menschen, die mich kaum kennen) - ich kann sie nicht ertragen und ich werde sie weiterverschenken müssen.

[Beautybuendel]

Und ich finde, auch das muss erlaubt sein, zu diskutieren.

Ich beleidige nicht und ich erwähne nur Dinge, die hier frei heraus selbst geschrieben wurden.

Man kann dann durchaus die verschiedenen Varianten der Erkrankung diskutieren, finde ich. Vielleicht lerne ich ja, dass es auch Menschen gibt, die Hyperosmie haben und sich dennoch mit (selbst für normale Menschen) zu viel Duft umgeben.

[Gästin]

Ich mochte es früher dufttechnisch auch sehr abwechslungsreich. Das hat sich erst vor ein paar Jahren geändert. Nicht jeder leidet anscheinend daran, dass er Duftvielfalt anders wahrnimmt. Bei mir waren und sind es immer noch bestimmte Düfte, einiges ist neu dazugekommen und mittlerweile rieche ich auch mal was, was gar nicht da ist, aber insgesamt nicht mehr so ausgeprägt. Ich meine, mal etwas darüber gelesen zu haben, dass Wissenschaftler das in Verbindung mit Stoffwechsel- und Gefäßerkrankungen bringen. Beides hätte ich zu bieten.

Früher war es oft lustig. Die Kollegen wollten mich immer bei Wetten das anmelden.

Und natürlich ist das Diskutieren von Varianten erlaubt. Aber etwas schlank weg in Abrede zu stellen, hat zumindest für mich nichts mit Diskutieren zu tun.

[Cara]

Liebes Bündelchen, um mal bei diesem von dir eröffneten Thread zu bleiben.
Nein, ich kenne das Krankheitsbild nicht. Früher, vor den Wechseljahren, konnte ich aber extrem gut riechen. Blumen in der Wohnung empfand ich als störend und und und. Weit entfernt von Krankheit, aber unangenehm. Diese Empfindlichkeit lies aber langsam, nach den Wechseljahren, nach.

[SusannBe]

Bei mir ist es so, dass ich außer Parfum eigentlich keine parfümierten Produkte mag, z. B. Bodylotion, Putzmittel usw.

Da hilft mir der Shop www.neutrale-produkte.de sehr.
https://www.neutrale-produkte.de/de/

So kannst du wenigstens den Umfeld zu Hause und die Körperpflege duftfrei gestalten.

Das du alles so extrem wahrnimmst, liegt das an der deiner organischen Riech-Fähigkeit (dann wärst du sicher eine gute Parfüm-Erfinderin) oder daran, dass du dich sehr darauf konzentrierst?

Wie ist es denn, wenn du abgelenkt bist, z. B. im Kino? Nimmst du dann den Popcorn-Duft z. B. auch so extrem wahr.

Evtl. ist es auch etwas, was man mal beim HNO-Arzt? untersuchen lassen könnte.

Vielleicht kannst du dir unterwegs mit ein paar Kaffeebohnen in einem Döschen behelfen, die nimmt man ja auch in der Parfümerie, um zwischen zwei Düften wieder den Duft aus der Nase zu bekommen.

[SusannBe]

https://www.hallo-muenchen.de/hallo-...-91424498.html

Hier hab ich noch einen Artikel von einem HNO gefunden, er schreibt:
Betroffenen rät Heiser dennoch unbedingt zu einem Besuch beim Facharzt: „Allein um andere Ursachen wie Hirntumore oder Schäden an der Nase auszuschließen.“

Du schreibst vom Arzt, war das denn auch ein Facharzt, gibt bestimmt auch welche, die sich spezialisiert haben.

Und ich würde auch ausländischen Foren nach "Hyperosmia" stöbern, aus eigener Erfahrung gibt es gegen viele Leiden, die Deutschland als "Nicht behandelbar" gelten, schon noch mehr Optionen im Ausland/USA.

Hier stehen m. E. zB schon wieder einige Auslöser und Behandlungsmethoden drin
https://en.wikipedia.org/wiki/Hyperosmia

[juttali]

Ich kenne das Krankheitsbild und jemanden, der daran leidet. Deren ganzes Zuhause ist parfum- und duftfrei, was ich sehr mag.

Wenn ich sie besuche, dusche ich vorher und benutze weder Parfum noch Deo und ziehe mich frisch an, weil ich weiß das sie damit Schwierigkeiten hat.

Ich mag nämlich diese Dauerbeduftung nicht und auch das jedes Körperpflegeprodukt beduftet sein muss, den Mix empfinde ich, wenn dauerhaft, als störend. Deswegen nutze ich parfumfreies Haarspray, Deo nur neutrale Düfte und ich werde die eine Lancome Mascara nicht nachkaufen. Viele Beduftungen sind unnötig, ich mag auch diese Flüssigkeiten mit Holzstäbchen nicht und eine YC brennt niemals den ganzen Tag. Zum Böden wischen liebe ich den Vileda Dampfmop : Wasserdampf und fertig wobei zitrische Düfte noch am naturnahesten und mir am liebsten sind. Weichspüler besitze ich nicht, keine Trocknertücher, das ist mir alles zuviel.

Seit Kind rieche ich immer an allem möglichen, ist zB bei Kleidung in einem Geschäft beim Kauf immer noch mitentscheidend.
Und alles extreme ist mir zuwider, Blumen in der Wohnung gehen, aber längst nicht alle, Hyazinthen sind komplett raus.

Betreffend meiner Arbeit rieche ich jeden Tag, Sensorik ist ein Qualitätsmerkmal und wird mehrfach überprüft.

Als Tipp : kauft niemals einen Schokoriegel an einer Tankstelle, das schmeckt man.

Edit : was ich allerdings sehr mag ist der Geruch von Gewürzen und Kräutern. Die Duftexplosion eines Currys bzw Garam Masala lässt mein Herz hüpfen, ist aber auch ausschließlich mit positiven Emotionen verbunden.

[Gästin]

Ich musste letzte Woche aus einem Teeladen raus. Ich kann gar nicht sagen, dass das schlecht gerochen hat. Es war einfach nur zuviel und nicht aushaltbar. Draussen roch es nach Autos, Brot und Blumen, entsprechende Geschäfte waren in der Nähe. Alles stark zu riechen, aber auszuhalten.

Unbeduftet riecht für mich auch sehr häufig, da ist ja trotzdem was drin, Mascaras immer. Kino ist sehr selten geworden, wobei Popcorn das kleinere Übel ist: Fett und Süße. Richtig übel sind Nachos.

Gerüche an und für sich finde ich nicht schlimm (bis auf einige). Sie sind halt immer nur da. Aber bestimmte Sachen meide ich auch. Ich habe am Arbeitsplatz mal dafür gekämpft, dass das künstliche Beduftungssystem wieder von den Toiletten verschwindet. Mir hat das Migräne gemacht und ich musste spucken.