ZitierenMir auch, aber derartiges Verhalten lässt sich aus sozialpsychologischer Sicht recht gut erklären - und das soll keine Entschuldigung darstellen, lediglich einen Erklärungsansatz:Zitat von Tommasina
Ich kann dir nicht sagen, wie oft schon mein Mann und ich uns eingemischt und gehandelt haben, wenn uns etwas seltsam erschien.
Es waren auch schon Betrunkene dabei, z.B. hier an unserem jährlichen Stadtfest, Jugendliche, die volltrunken an einer Hauswand zusammengesunken waren und es gab auch andere Situationen, in denen wir nachgefragt haben, ob alles ok sei, ob Hilfe benötigt werde...
Ja, gerade nach dem Tatort von letztem Sonntag weiss man, dass sowas gefährlich werden kann.
Aber hier hätte man nur den Notruf wählen müssen, sich wenigstens ansatzweise Gedanken machen und Hilfe holen.
Aber diese Menschen stiegen ja sogar über den alten Mann drüber, weil er ihnen im Weg war.
Der Mann war 82, man hat bestimmt gesehen, dass das ein alter Mensch war - da macht man sich doch Gedanken und steigt nicht einfach über ihn drüber.
Ehrlich, mir fehlt da jegliches Verständnis
https://de.wikipedia.org/wiki/Zuschauereffekt
Ich war letztes Jahr in eine ähnliche Situation involviert. Ich war abends zu Fuß auf dem Weg vom Bahnhof zu unserer Weihnachtsfeier unterwegs und etwas in Eile (in einer Großstadt), und ein Obdachloser lag auf dem Boden
am Bürgersteig-Rand, zusammen mit seinen Habseligkeiten und einem umgefallenen Fahrrad.
Ich bin erst an ihm vorbei (solch ein Bild hat man hier öfters), habe dann inne gehalten und bin zurück, weil es mir komisch vorkam. Da stand auch eine junge Frau, die sichtbar erleichert war, als
ich zurückkam. Offenbar war ihr die Situation ebenfalls komisch erschienen, sie wollte gerne helfen, wusste aber nicht, wie. Nachdem wir kurz gesprochen hatten, stellte sich heraus, dass sie eine Touristin aus einem anderen europäischen Land
war und sich fragte, wie man nun hier in Deutschland reagieren sollte, bzw. wie hier Hilfe angefordert werden konnte.
Ich habe den Obdachlosen dann angesprochen, aber die Situation blieb uneindeutig, ich weiß bis heute nicht, war er nur betrunken oder hat er ernsthafte Schmerzen gehabt.
Ich habe dann den Notruf gewählt, war sehr froh, dass man mich da sehr ernstgenommen hat, und habe einen Krankenwagen angefordert.
Der kam innerhalb kurzer Zeit, und die Sanitäter haben sich um den Mann gekümmert.
Was ich damit sagen will: bevor ich den Krankenwagen gerufen haben, sind zig Menschen an diesem Mann vorbeigelaufen. Die Frau hatte zudem dort gestanden und versucht, die Aufmerksamkeit anderer auf sich zu ziehen,
da sie ebenfalls in dieser Situation überfordert war.
Das Problem ist meiner Ansicht nach weniger, dass niemand wirklich helfen will, eher, dass die meisten nicht wissen, wie sie reagieren sollen.
Hier muss man ansetzen. Um solche Automatismen ausser Kraft zu setzen, muss entsprechendes Handeln früh vermittelt werden. Meiner Ansicht nach gehört sowas auch
zu dem, was man in der Schule lernen sollte.
Manche Menschen sind hilfsbereiter als andere, die meisten aber vermutlich überfordert, manche gleichgültig oder ängstlich.
